Zungendiagnostik

Was ist…

… die Zungendiagnostik?

 

Den letzten Teil der Blog-Serie „Was ist…?“ bildet die Zungendiagnostik. Sie ist ein essenzieller Bestandteil der chinesischen Medizin und Diagnostik. Diesen Blog kann man leichter verstehen, wenn man bereits die vorangegangen Teile der Blog-Serie „Was ist…?“ gelesen hat, da hier auf die Begrifflichkeiten der chinesischen Medizin nicht erneut eingegangen wird. Die Zungendiagnostik sollte immer im Zusammenhang mit der Anamnese und der anderen Diagnostikmethoden verwendet werden.

Da die Zunge eine unmittelbare Verbindung zum Inneren aufweist, eignet sie sich ausgezeichnet zur Diagnose der Qualität der verschiedenen Energien. Man kann in der Beschaffenheit die Qualität der Energieproduktion und die Konstitution einer Person erkennen. Farbe und Form geben zum Beispiel Hinweise auf die Zirkulation der Körpersäfte, Qi und Blut. Der Zungenbelag zeigt unter anderem an wie stark und tief ein eingedrungener pathogener Faktor ist. Daher sollte auf das Zungenputzen verzichtet werden, um eine genaue Zungendiagnose durchführen zu können. Um ein unverfälschtes Bild der Zunge zu erhalten, ist es am besten diese am Morgen vor dem Frühstück in natürlichem Licht anzusehen.

Im Anschluss wollen wir uns ansehen, wie die Einteilung der Zunge ist, auf was bei der Inspektion geachtet wird und wie eine normale Zunge aussehen sollte.

Die Topographie der Zunge

Für eine genauere Diagnose wird die Zunge in drei Zonen unterteilt.

  1. Das vordere Drittel gibt den Zustand des Oberen Erwärmers, der das Herz, Perikard und Lunge einschließt.
  2. Das mittlere Drittel spiegelt den Zustand des Mittleren Erwärmers wider, der Milz, Magen, Leber und Gallenblase umfasst.
  3. Das hintere Drittel reflektiert den Zustand des Unteren Erwämers, mit der Niere, Blase, Dünndarm, Dickdarm und Mingmen.

Die Zungenfarbe

Sie gibt Auskunft über den Zustand und Qualität des Blutes, des Yin und der Körpersäfte, aber auch des Qi und des Yang. Ein Qi Mangel führt zum Beispiel zu einem blassen Zungenkörper, da das Blut nicht ausreichend zur Zunge vom Qi transportiert werden kann. Geht der Qi Mangel noch tiefer so kommt es zu einer Blutstagnation, da es nicht mehr genügend bewegt werden kann. Die Zunge erscheint dann blassbläulich.

Die Zungenform

Wenn ein pathologischer Zustand des Qi über einen längeren Zeitraum besteht, manifestiert sich dies in der Zungenform. Ist die Zunge zum Beispiel blass und geschwollen, so kann dies ein Hinweis sein, dass das Qi im Körper schon seit langer Zeit geschwächt ist und zwar sowohl in seiner Funktion das Blut zu bewegen (daher blass), als auch in seiner Funktion die Körpersäfte zu transportieren und zu transformieren (daher auch geschwollen).

Besonderheiten des Zungenkörpers

Treten Risse, Dellen oder lokalisierte Schwellungen auf, sieht man sich genauer an, wo sie sind. Ist zum Beispiel das vordere Drittel der Zunge auffällig geschwollen, deutet das auf eine Schleimansammlung in der Lunge hin.

Der Zungenbelag

Die Dicke des Zungenbelags zeigt ob es sich um einen Leere- oder Fülle-Zustand handelt. Die Farbe und die Beschaffenheit geben Aufschluss  darüber ob Kälte oder Hitze dominiert. Die Lokalisation des Belags gibt Auskunft darüber, wo sich die Veränderung abspielt. Der Belag sollte durchgehend sein, es sollten daher keine belaglosen Stellen an der Zunge geben, der von Belag umringt ist.  So weist ein schlüpfriger, gelber Belag auf Retention von feuchter Hitze hin, wobei jedoch die Feuchtigkeit im Vordergrund steht. Ist er jedoch gelb und trocken, dominiert Hitze und nicht die Feuchtigkeit.

Bei akuten Erkrankungen steht die Beurteilung des Belags an erster Stelle. Dabei ist besonders auf die Dicke, die Lokalisation und die Beschaffenheit des Belags zu achten. Man erkennt daran auch wie stark der pathogene Faktor ist und wie weit er bereits ins Innere eingedrungen ist.

Die Unterzungenvenen

Um die Unterzungenvenen gut zu beurteilen, sollte die Zungenspitze leicht den Gaumen berühren. Sind die Venen stark blau gefärbt, gefüllt oder geschwollen, kann dies ein Hinweis auf eine Blutstase im Körper sein.

Die normale Zunge

Der Zungenkörper sollte gut durchblutet sein und daher eine frische, blassrote Farbe aufweisen. Der vitale Zungenkörper ist leicht beweglich, nicht zu starr und nicht zu weich, und lässt sich daher gut herausstrecken. Die Größe der Zunge sollte zum Körperbau passen. Eine große, kräftige Person darf daher auch eine große Zunge haben, eine kleinere, drahtige Person sollte eher eine kleinere Zunge aufweisen. Die Zunge sollte auch ein wenig feucht sein, dies zeigt eine gute Qualität der Körpersäfte an. Die Zungenoberfläche ist glatt und weich und weist keine Risse auf. Ein dünner, weißer Zungenbelag gilt als normal, könnte aber auch einen Angriff von akuter Wind-Kälte darstellen. Ist die Zunge belaglos, aber ansonsten unauffällig, gilt es ebenfalls als normal. Ein dünner blassgelber Belag an der Zungenwurzel entsteht aus der physiologischen Aktivität des Magen-Qi während des Verdauungsprozesses. Dieser Belag nimmt an der Dicke von der Zungenwurzel zur Spitze hin ab. Auch dieser Belag kann als normal angesehen werden. Die Unterzungenvenen sind gar nicht oder kaum zu sehen und von heller Farbe.

 

Vielleicht werfen auch Sie demnächst einen Blick auf Ihre Zunge. Was sehen Sie darin? Finden Sie Auffälligkeiten? Sie können gerne einen Termin bei mir vereinbaren und wir sehen uns gemeinsam Ihre Zunge an und besprechen was man tun kann oder sollte.